Heute gebe ich dir einen kleinen Einblick, wie ich meine Worldbuilding-Notizen strukturiere und was ich dazu für ein Tool benutze. Es könnte vielleicht ein bisschen technisch werden, aber lass dich dadurch nicht abschrecken. Aber erst einmal der Reihe nach.
Worum geht’s?
In den 12 Monaten des Bier-Projekts werde ich mich mit Low / Dark Fantasy auseinandersetzen und sechs Romane mit unterschiedlichen Protagonisten und Settings schreiben, die jedoch alle in derselben fiktiven Welt von Neramor spielen.
Ganz ursprünglich war da die Idee, eine Serie zu schreiben. Da ich aber selber nicht so gerne ellenlange Serien lese sondern lieber abgeschlossene Einzelbände, habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden. Vor allem, weil ich einerseits über verschiedene Protagonisten in unterschiedlichen Settings schreiben wollte, um meine fiktive Welt besser erkunden zu können, andererseits hätte mich zum aktuellen Zeitpunkt ein übergreifender Plot auch schlicht überfordert.
Irgend etwas Gemeinsames ausser der Welt sollten meine Romane jedoch noch haben — daran feile ich zur Zeit noch, aber ich habe ja auch noch ein paar Romane Zeit dazu, meine Ideen zu prüfen.
Eine fiktive Welt soll der gemeinsame Nenner sein
Ich entschied mich also für den kleinsten gemeinsamen Nenner: die Welt von Neramor. Es sollte eine grundlegend neue Welt sein, die ich extra für dieses Bier-Projekt erschaffen wollte. In vereinzelten Flash Fiction hatte ich Teile dieser Welt bereits verwendet, allerdings nur oberflächlich und unzusammenhängend. Nun wollte ich die bereits vorhandenen Wunschvorstellungen von Klimazonen, Kulturen, Völker, Bräuche und Magiesysteme unter einen Hut bringen.
Der Löwenanteil der Zeit, seit Carmen und ich uns für das Bier-Projekt entschieden hatten, floss daher ins Worldbuilding. Tage- und vor allem nächtelang habe ich über Karten, Plattentektonik (ja, ich Freak!), Klimazonen, Grössenverhältnisse von Ländern und Kulturen und Flora und Fauna gebrütet, Berg um Berg an analogen und digitalen Notizen produziert und diese auch intelligenterweise (…) in verschiedenen Apps und Programmen abgelegt.
Da aber CTRL+F (also die Suche) analog leider noch nicht funktioniert, musste ich wohl oder übel alle meine Notizen zusammentragen und irgendwo digital ablegen, damit ich dann zum Thema «magischer Bernstein» alles finde, was ich dazu jemals geschrieben habe.
Da ich schnell vergesse, was ich aufgeschrieben habe (weil das muss ich mir ja dann nicht mehr merken – was manchmal auch echt praktisch ist, denn ich kann mich immer wieder selber überraschen, wenn ich meine alten Notizen durchgehe («Wow, was hatte ich da bloss für eine tolle Idee …“), aber eben auch doof, weil ich alles vergesse), musste ein System her, mit dem ich all diese Informationen über die Welt speichern und strukturieren kann, damit diese mir während des Schreibens schnell und einfach zur Verfügung stehen.
Die Suche nach einem geeigneten Ablagesystem
Das Gute an diesem Bier-Projekt sind wirklich die Deadlines und der dadurch entstehende Zeitdruck. Hätte ich diese nicht, wüsste ich heute wohl, welche Farbe die Zierbänder der Nomadenstämme von Khaleh zur Sommersonnenwende in den Haaren der jungfräulichen Frauen haben, aber ich wüsste wohl nicht, wo ich diese Information später wieder finden sollte.
Da die Zeit drängte, musste eine Lösung für das Chaos meiner Worldbuilding-Notizen her.
Da ich neben diesem Blog eine eigene Webseite betreibe, lag es nahe, dass ich dort alle Informationen ablege. Aber meine Webseite ist allen zugänglich, und ich wollte nicht, dass meine Worldbuilding-Informationen dies auch sind. Zwar wäre das mit dem bestehenden WordPress zu lösen gewesen, aber für eine schnelle und einfache Datenablage war es mir dann doch zu umständlich und zu unübersichtlich.
Also machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten System. Dabei sollten mir folgende Kriterien helfen:
- Nach aussen geschützt und nur von mir persönlich aufrufbar
- Irgendwo online, damit ich von überall her darauf zugreifen kann
- Gute Suchfunktion!
- Einfache Erfassung von Einträgen
- Einfache Verknüpfung der Einträge
- Inhaltsverzeichnis zur Übersicht / Struktur
- Einigermassen ansprechend im Design (gut lesbar, übersichtlich gegliedert)
Das DokuWiki
Unter «definitive Version“ bündle ich dann die wirklich relevanten Informationen.
(Vorneweg: Nein, ich werde weder für Werbung bezahlt noch sonst irgendwie dafür entlohnt, dass ich dieses Wiki im Beitrag erwähne. Ich bin einfach Fan davon. 🙂 )
Nach einiger Suche fand ich dann schliesslich die Lösung in einem Wiki. Es gibt gefühlt so viele verschiedene Wiki-Arten wie es Motten gibt, und schlussendlich musste ich mich für eines entscheiden. Nachdem ich die möglichen Kandidaten genauer unter die Lupe genommen hatte, entschied ich mich fürs DokuWiki.
Von allen Wikis machte das schliesslich DokuWiki wegen folgenden Kriterien das Rennen:
- Es kommt ohne Datenbank aus
- Die Einträge werden alle in einzelnen Dateien abgelegt
- Der Ordner, wo alle diese Texte gespeichert werden, kann somit einfach lokal gesichert werden
- Es gibt eine Community, die Erweiterungen für das Wiki programmiert und aktualisiert
- Einigermassen ansprechend im Design (mit Möglichkeiten zur Anpassung)
- Keine Programmierkenntnisse erforderlich
Installation auf einem Webserver
So ganz ohne Technik kommt natürlich auch das einfachste Wiki nicht aus. Aber die Installation dieses DokuWikis ist denkbar einfach, solange man über einen FTP-Zugang zu seiner Webseite verfügt.
Da das DokuWiki auf der Programmiersprache PHP basiert, muss dieses auf einem Webserver installiert werden, der dies umsetzen kann. Dazu habe ich mir eine Subdomain (z.B. http://wiki.deinedomain.de ) angelegt und per FTP-Zugang das Wiki installiert.
Keine Datenbank
Ich wollte ein «einfaches» Wiki, sowohl in der Handhabung als auch in der Installation. Da das DokuWiki ohne Datenbank auskommt, macht es auch die Installation denkbar einfach, denn ich muss nicht irgendwo in einem Admin-Panel der Webseite eine Datenbank anlegen und Benutzer und Passwörter dafür erstellen.
Die Einträge werden alle in einzelnen Dateien abgelegt
Da es keine Datenbank gibt, müssen die Wiki-Einträge natürlich auf andere Weise irgendwo abgelegt werden. Das DokuWiki macht das mittels Textdateien (.txt-Dateien) in Ordnern, welche der von dir angelegten Struktur des Wikis entsprechen.
Diese Ordner können dann ganz einfach per FTP heruntergeladen werden. Somit hast du den Inhalt deines Wikis in Form von Textdateien auch lokal und kannst beispielsweise ein Backup davon irgendwo ablegen.
Die Community für Erweiterungen und Updates
Dies ist ein schöner Bonus des DokuWikis: Es gibt verschiedene Erweiterungen, die von der Community erstellt und regelmässig aktualisiert werden. So habe ich mir für mein Wiki eine Erweiterung für ein Inhaltsverzeichnis und einer Snippet-Vorschau installiert.
Design
Dies ist ein wichtiger Punkt für mich, denn nichts haltet mich mehr davon ab, ein Tool zu gebrauchen, wenn ich es visuell nicht ansprechend finde. Das Gute am DokuWiki ist, dass es Erweiterungen gibt, mit denen das Design fast beliebig angepasst werden kann. Ich habe mich, nachdem ich verschiedene Designs durchprobiert habe, jedoch für die originale DokuWiki-Darstellung entschieden.
Installation des DokuWikis
Bevor ich mich hier allzu sehr im Technischen verliere, lege ich dir die Hauptseite des DokuWikis ans Herz, wo auch eine super Anleitung zu finden ist. Ich empfehle dir, diese vor einer allfälligen Installation durchzulesen (ich habe das erst nachher gemacht – ich arbeite eher nach dem «Trial and Error»-Prinzip ;)).
Prinzipiell brauchst du für ein DokuWiki folgendes:
- Eine Webseite. Wenn du bereits eine Webseite betreibst, empfehle ich dir, eine Subdomain anzulegen, also beispielsweise http://meinwiki.meinblog.de. Das kannst du meistens selber mittels des Zugangs zum Administrationsportal deines Webhosters.
- Einen FTP-Zugang. Mit diesem Zugang greifst du auf die Dateien auf deinem Webhosting zu. Somit kannst du die Doku-Wiki Dateien auf deine Webseite hochladen und dann das Wiki in Betrieb nehmen. Wenn du eine Subdomain angelegt hast, musst du vielleicht einen zusätzlichen FTP-Zugang erstellen (lassen). Den FTP-Zugang kannst du ebenfalls meistens selber mittels des Zugangs zum Admin-Portal deines Webhosters erstellen.
- Das Befolgen der Anleitung zu Installation des Wikis 🙂
- Einen Passwortschutz. Damit verhinderst du, dass Besucher sich auf die Seiten deines Wikis verirren – sofern du das willst. Dies kannst du aber in der Installation bzw. in den Einstellungen des Wikis festlegen.
Und dann bist du auch schon bereit!
Benützung des Wikis
Die Texte im Wiki lassen sich schnell und relativ einfach miteinander verknüpfen, wenn man mal den Dreh raus hat.
Man kann einfach mal drauflosschreiben und jene Wörter mit Links versehen, zu denen man vielleicht später mehr Details hinterlegen möchte. Wenn der Text dann gespeichert wird, stellt das DokuWiki diesen Text gleich mit den Verlinkungen dar und weist dich darauf hin, ob es diese Seite schon gibt (der Link ist grün), oder ob die Seite noch nicht existiert (der Link ist rot). Mit einem einfachen Klick auf den roten Link kannst du dann ganz einfach eine neue Seite anlegen.
Mit diesem System kannst du nun ganz schnell deine Informationen ablegen und miteinander verknüpfen.
Syntax
Vielleicht schreckt dich am Anfang die Syntax noch etwas ab. Das ist aber reine Gewohnheitssache und gar nicht so schwer, wenn man sich einmal damit auseinandergesetzt hat. Für alle Funktionen stellt das Wiki auch Buttons (Schaltflächen) zur Verfügung, mit der du den Text formatieren (fett, kursiv, unterstrichen, etc) oder unterteilen (z.B. mit Überschriften) kannst.
Eine ausführliche Liste der Bearbeitungssyntax findest du ebenfalls auf der DokuWiki-Seite.
Fazit
Den analogen Ordner mit den Infos habe ich mittlerweile aufgegeben: Zu viele Informationen habe ich mittlerweile auch digital, die ich dann alle hätte ausdrucken oder niederschreiben müssen. Daher habe ich mich schliesslich fürs Wiki entschieden.
Bis jetzt funktioniert es ganz gut, und es macht grossen Spass, mich durch all die Texte zu lesen. Da fühlt sich meine fiktive Welt so real an, weil es mich ans «richtige» Wikipedia erinnert.
Ich werde sehen, wie sich das bewährt. 🙂
Fragen zum Wiki?
Ich bin jetzt nicht gerade der grösste DokuWiki-Profi, aber ich kann trotzdem versuchen, Fragen dazu zu beantworten. Du kannst sie gerne auf dieser Seite hier stellen.
Und wie machst du’s?
Hast du so ein System zur Datenablage, oder wie strukturierst du deine Informationen (zu Worldbuilding, zu deinen Projekten)? Und wie findest du die Informationen wieder? Hast du vielleicht das Wundermittel gegen das Ideenchaos? 🙂