Ich weiss, für einen ordentlichen Jahresrückblick bin ich reichlich spät dran. Das ist schon fast wie jemandem ein gutes neues Jahr zu wünschen, wenn der Januar schon fast durch ist – es kommt halt nicht mehr so cool. Trotzdem möchte ich dir meine Erfahrungen rund ums Schreiben, die ich im 2016 gemacht habe, nicht vorenthalten, auch, weil es für mich eine gute Möglichkeit ist, wieder einmal Bilanz zu ziehen und zu schauen, was geklappt hat, und was nicht.
Das «Outing“ Anfang Jahr
Anfang 2016 fasste ich den Entschluss, das Schreiben endlich «richtig“ anzupacken. Ich wollte aus dem Kämmerchen raus und mich austauschen mit anderen Autoren und natürlich wollte ich auch wissen, wie meine Geschichten ankommen. Der Schritt – das Outing – war für mich nicht leicht. Falls du auch so perfektionistisch veranlagt bist wie ich, kannst du dir vielleicht vorstellen, dass Veröffentlichungen für mich im Grunde eine Qual sind. Tausend Fragen verunsichern mich schon, bevor ich überhaupt mit dem Schreiben angefangen habe. Die Schlimmste von allen ist wohl die: Ist das, was ich da fabriziere, wirklich gut genug für die freie Wildbahn? Es ist ein bisschen peinlich zu sagen, dass ich knapp zweiunddreissig Jahre gebraucht habe um festzustellen, dass nicht ganz perfekt auch schon gut ist. Aber auch jetzt, ein Jahr nach regelmässigen Veröffentlichungen, kostet es mich noch immer jede Menge Überwindung auf den „Veröffentlichen“-Button zu klicken.
Die Schreibmotte schlüpft
Ausserdem arbeite ich effizienter, wenn jemand neben mir steht und mir ein Messer an die Kehle setzt. Da ich bisher aber immer alleine im Kämmerchen gewerkelt habe und das Messer halt selber halten musste (und wer macht da schon ernst), habe ich mich entschieden, einen Blog zu starten. Es sollte eine Plattform werden, auf der ich meine Texte veröffentliche und nebenher erzähle, wie ich das Thema Schreiben angehe. So ist schliesslich die Schreibmotte geschlüpft. Der Blog brauchte aber etwas Hilfe, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhalten. Ich hatte schon ein Weilchen mit Kim Leopold gemailt, die gerade an ihrem ersten Buch „Love Kiss Cliff“ schrieb. Ich konnte sie für das allererste Interview hier auf meinem Blog begeistern. An dieser Stelle: Herzlichen Dank, liebe Kim! 🙂
Ich finde ein Zuhause im Verein Schweizer Phantastikautoren
Es folgten weitere interessante Gespräche, unter anderem auch mit Carmen Capiti, die damals gerade ihr Buch „Die Geister von Ure“ veröffentlicht hatte. Doch Carmen war nicht nur Autorin, sie war auch Gründungsmitglied vom Verein Schweizer Phantastikautoren. Ich hatte den Verein bereits Ende 2015 auf dem Schirm, allerdings dachte ich, dass ich da ja nichts verloren hätte – so ganz ohne Veröffentlichungen und ohne die geringste Ahnung, was ich da eigentlich tat. Doch beim gemütlichen Gespräch im Pub mit Carmen und ein paar Bier fasste ich den Entschluss, nicht mehr alleine zu schreiben, sondern eine „Familie“ zu finden, mit der ich über all meine Schreibsorgen und -erfolge reden kann. Also trat ich dem Verein Schweizer Phantastikautoren bei. Und das war eine der besten Entscheidungen, die ich in diesem Jahr getroffen hatte. Danke Carmen, für die Biere, die Ideen und einfach überhaupt.
Regelmässig schreiben: die monatliche Flash Fiction
Dank des Vereins lernte ich auch Lucie Müller und ihre „Kriegssinfonie“ kennen. Ein paar Wochen und Nachrichten später waren unsere monatlichen Flash Fiction geboren. Endlich hatten wir – oder besser: vor allem ich – einen Grund, Geschichten zu schreiben und diese auch zu veröffentlichen. Da uns noch die Lust am Zeichnen verbindet, haben wir unsere monatlichen Flash Fiction um monatliche Zeichensessions ergänzt. Danke Lucie, für die tolle Inspiration (und die Luxemburgerli ;))!
Zuckerbrot und Peitsche: Die epische Motivationsgruppe
Noch mehr Inspiration und vor allem Messer an der Kehle gab es, als Carmen, Lucie und ich die „Schreibmotivationsgruppe“ gründeten. Endlich gab es eine Whatsapp Gruppe von verzweifelten und verlorenen Seelen, die ihre Deadline erreichen mussten oder in ihrer Geschichte weiterkommen wollten. Diese Motivationsgruppe brachte und bringt mir noch immer unglaublich viel. Danke, dass ihr alle auch im neuen Jahr noch mit dabei seid!
Meine erste Veröffentlichung
Im Herbst entschied ich mich, ein wenig über den Fantasy-Tellerrand hinauszuschauen und an einem Kurzkrimiwettbewerb – meinem ersten Schreibwettbewerb überhaupt – teilzunehmen. Meine Berührungspunkte mit Krimis waren bisher sehr einseitig: Ich habe welche gelesen. Daher waren meine Erwartungen auch entsprechend niedrig, als ich die 5000 Zeichen kurze Geschichte eingesendet hatte. Umso grösser war die Freude, als ich die Nachricht erhielt, dass meine Geschichte in der Anthologie abgedruckt würde. Ich hatte es also zu einer ersten offiziellen Veröffentlichung geschafft (und habe mir daraufhin heimlich ein Glas Sekt gegönnt).
NaNoWriMo-Winner
Dann stand der NaNoWriMo vor der Tür und ich entschied mich relativ kurzfristig, da doch noch teilzunehmen, obwohl ich das letzte Mal ziemlich sang- und klanglos gescheitert bin. Ein neues Projekt sollte dafür herhalten. Ich habe den NaNoWriMo mit knapp über 50’000 Wörtern gewonnen – und das, obwohl ich für den Plot nicht so viel Zeit investiert hatte, wie beim ersten Mal. Allerdings ist das Manuskript ist noch nicht beendet. Noch wartet mein Protagonist Tavoran darauf, dass ich ihn endlich aus den Katakomben hole und von seinem Fluch befreie. Wenn er Glück hat, wird das dieses Jahr dann auch geschehen.
Und die Moral von der Geschicht …?
Auch wenn ich im 2016 noch kein Manuskript vollendet habe, habe ich in dieser Zeit so unglaublich viel übers Schreiben, aber vor allem auch über mich selbst gelernt, dass ich gar nicht weiss, wo ich mit der Aufzählung beginnen soll. Die wichtigste Erkenntnis ist allerdings, dass der Austausch mit anderen Autoren – Gleichgesinnten – unglaublich wichtig und bereichernd ist. Deshalb freue ich mich auf weitere inspirierende Stunden mit meinen Motivationsgroupies, Zeichennachmittage und Plot-Sessions in schummrigen Pubs.
Ich hoffe natürlich, dass ich meinen Schreib-Output im 2017 steigern kann. So werde ich auch wieder monatlich eine Flash Fiction veröffentlichen. Ein paar Ausschreibungen und Wettbewerbe habe ich ebenfalls im Auge und neben all den Kurzgeschichten habe ich auch eine grössere Veröffentlichung im Sinn, wo allerdings die Endform noch nicht feststeht. Und zu guter Letzt soll auch mein Schreibmotte-Blog wieder etwas mehr Liebe in Form von Erfahrungsberichten und Tipps erfahren.
Es gibt also noch viel zu tun und zu schreiben. Ich hoffe, du bist auf meiner Reise mit dabei! 🙂
Gibt es etwas, was oder worüber du gerne lesen würdest? Lass es mich in den Kommentaren wissen!