Heute gibt es ausnahmsweise keinen Schreibtipp, sondern einen Einblick in meinen Schreib-Alltag, und wie ich überhaupt zum Schreiben gekommen bin.

Es hat mich einige Überwindung gekostet, das alles runterzuschreiben – aber vielleicht inspiriert oder motiviert es dich ja. Oder vielleicht erkennst du dich auch wieder? 🙂

Zum Schreiben kam ich ganz einfach

Nämlich über’s Lesen.

In meiner Kindheit haben mich vor allem die Bücher von TKKG, Die Drei ??? und Fünf Freunde geprägt (wir hatten sogar eine eigene «Bande» und haben auch ganz viele spannende «Fälle» gelöst, «Feinde» beschattet und «Schätze» gefunden) und zum Ausdenken verschiedenster Geschichten animiert.

Dann kamen die Jugendbücher von Federica de Cesco, die ich innig geliebt und nächtelang verschlungen habe, und die Romane von Wolfgang und Heike Hohlbein (Märchenmond) bedeuteten meine ersten Ausflüge ins Fantasy-Genre.

Ab da wusste ich: So etwas will ich auch machen. Ich will meine eigenen Welten und Figuren erfinden und mir spannende Abenteuer ausdenken.

Gesagt, getan. Damals, als noch nicht in jedem Zimmer ein Computer stand — von Laptops, Pads und Smartphones ganz zu schweigen — schrieb ich also ein Notizbuch nach dem anderen voll. Davon ist bis heute leider nicht mehr viel übrig geblieben, weil ich im jugendlichen pubertären Wahn dachte, es wäre wohl besser, wenn keiner jemals diese Peinlichkeiten zu Gesicht bekäme.

Action und Abenteuer

Meine Freundin aus Sandkasten-Tagen machte mich schliesslich um 1997 auf die Spielbuch-Reihe «Sagaland» (Originaltitel: Fabled Lands) aufmerksam. Zusammen haben wir unzählige Stunden mit Rätsellösen, Reisen und Abenteuern verbracht. Wir waren so fasziniert von dieser Welt und den Möglichkeiten, die uns dort als Leser (Spieler) zur Verfügung standen, dass wir uns entschlossen, selber ein solches Spielbuch zu schreiben.

Wir erschufen die Welt «Drachenland“ und in unserer Freizeit entstanden so unzählige Texte, gespickt mit kniffligen Rätseln, gefährlichen Gegenden und fantastischen Wesen. Da wir damals auch die ersten Schritte im www taten, lag die Idee nahe, unser Spielbuch als Webseite zu veröffentlichen. Leider ist dies an der technischen Umsetzung gescheitert (an dieser Stelle: sorry, Eva :)).

Der Ruf der grossen weiten Welt

Ein paar Jahre später, so um 1999, entdeckten wir in den Weiten des Internets die Büchse der Pandora: UNItopia. UNItopia ist ein MUD; ein digitales, ausschliesslich textbasiertes Rollenspiel, welches grob an das Prinzip des Spielbuchs erinnert, aber natürlich viel mehr Möglichkeiten und Interaktionen mit anderen Spielern bietet.

Vom UNItopia inspiriert, schrieb ich verschiedene Kurzgeschichten, basierend auf Erlebnissen, Abenteuern oder Charakteren, die ich im UNI erlebt oder kennengelernt habe. Ich konnte mich allerdings nie überwinden, irgend jemandem etwas davon zum Lesen zu geben. Und das ist vielleicht auch besser so. 🙂

Nach der MUD-Phase dachte ich, es wäre sinnvoll, die ganze Sache etwas seriöser anzugehen. Mir kam die Idee mit den «Wolkenwanderern»: Es sollte eine Web-Plattform werden, auf der monatlich ein Schreibthema bekanntgegeben wird, und bei dem jeder mitschreiben kann.

Die Idee blieb allerdings im Verborgenen, und so schrieben wir nur zu zweit jeden Monat eine Geschichte. Dieses Projekt verlief dann leider wegen verschiedenen Gründen aber bald im Sand.

Die unkreativen Jahre

Nach dieser schöpferischen Phase, in der ich auch sehr viel gezeichnet, gemalt und modelliert habe, begann der Ernst des Lebens: das Studium.

Eigentlich ist es seltsam, dass ich ausgerechnet während des Game-Design Studiums an der Kunstschule Zürich alle meine kreativen Freizeitbeschäftigungen komplett einstellte. Vielleicht lag es daran, dass wir den ganzen Tag an Geschichten, Figuren und Aufgaben werkelten, sodass ich den Drang nicht mehr verspürte, ausserhalb des Studiums noch irgendetwas in diese Richtung zu tun.

Was auch immer mich kreativ hemmte, ich wurde es nicht mehr los. Auch nach dem Abschluss, als ich eine Stelle als Webdesignerin und Webentwicklerin antrat, verfolgte ich in meiner Freizeit kaum mehr schöpferische Tätigkeiten.

Meine Kreativität, mein Hirn und ich waren faul geworden.

Dr. Jeckyll und Mr. Hyde — oder:
Mein früheres Ich und ich

Wenn dann ich meine alten Texte durchlas oder Zeichnungen, Modelle und Kostüme betrachtete, fragte ich mich, woher damals bloss meine Kreativität gekommen war. Und ich ärgerte mich, dass ich nicht drangeblieben war; dass ich viele Jahre einfach so vergeben habe.

Es klingt schon fast ein wenig schizophren, wenn ich sage: Ich war neidisch auf mein früheres Ich. Und ich merkte, wie unzufrieden ich (mit mir) war.

Ich wollte meine Kreativität wieder zurückbekommen, mein Hirn fördern und etwas erschaffen, worauf ich stolz sein kann. Da ich früher bereits viel geschrieben habe, entschied ich mich, es nochmals damit zu versuchen.

Nun schreibe ich, also bin ich

So begann ich, mich intensiver mit der Materie zu befassen, und absolvierte zudem einen Schreibkurs. Ausserdem verschlang ich alles, was sich ums Schreiben drehte: Bücher, Ratgeber, Blogs, Foren.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich traute, Familie und Freunden davon zu erzählen. Denn: Ein Buch schreiben will schliesslich fast jeder. Ich wollte aber nicht zu denen gehören, die nur davon reden und es schlussendlich nicht hinkriegen.

Auch ein gewisses Mass an Aberglaube hielt mich davon ab, meine unausgebrüteten Pläne preiszugeben. So werkelte ich im stillen Kämmerchen an Plot, Charakter und Setting, bis ich mir sicher war, dass da was Gutes daraus entstehen kann und ich so ein Mammutprojekt auch durchstehen werde.

Vom anfänglichen unregelmässigen Schreiben bin ich nun zu einer Schreibroutine übergegangen. Ich setze mich seit einigen Monaten jeden Tag hin und tippe meine drei bis vier Seiten. Jeden Tag.

Natürlich arbeite ich nicht immer am Roman; zwischendurch texte ich an einer Kurzgeschichte, suche mir neue Ideen mittels Freewriting oder schreibe mir einfach den Frust von der Seele.

Und es macht mir so viel Spass, wie nie zuvor!

Wie bist du zum Schreiben gekommen? Wo stehst du jetzt, und was willst du noch erreichen?
Lass es mich in den Kommentaren wissen. 🙂