Anfang letzter Woche befand ich mich in einer Phase, in der es schwer fiel, mich zu organisieren, und mir die ganze Sache langsam über den Kopf wuchs: Alles war mir wichtig, ich wollte alles auf einmal erledigen.

Ich habe mir im Laufe der letzten Monate immer mehr (Schreib-)Projekte zugelegt. Schleichend, und ohne, dass ich es merkte, wurde der Berg an «Schreibarbeit“ einfach immer grösser. Verschiedene Projektideen spukten mir im Kopf herum, gefühlte hundert Kurzgeschichten, Blogbeiträge, Romane, Flash- und Hyperfiction wollten geschrieben werden. Zu all dem habe ich noch ein Sozialleben, viele Bücher zu lesen, eine Arbeit, einen Garten und einen Haushalt.

Letzte Woche wurde mir klar, dass ich ein Stadium erreicht hatte, mit dem ich längerfristig nicht umgehen konnte und wollte: Ich fühlte mich, als würde ich in einer Druckkammer stecken, in der ich weder mitbekam, was draussen abging, noch wusste, was ich von all dem selbst auferlegten Kram zuerst erledigen sollte. Der Gedanke, in dieser Druckkammer zu stecken, erschreckte mich – weil ich nicht glaubte, dass ich das auf Dauer aushalten würde.

Gut und gleichzeitig schlecht an der Sache war, dass ich mir das alles ja selbst aufgehalst habe. Ich musste — und konnte — also was ändern.

Der Tages- und Wochenplan — oder: Sich wie ein Erstklässler fühlen

Ich weiss, dass ich eigentlich genug Zeit habe, um zu schreiben. Ich weiss, wann ich diese Zeit einfordern kann und wann ich die anderen — ebenfalls wichtigen — Dinge erledigen muss. Eigentlich. Denn das Wissen allein hat mir nicht mehr geholfen, weil ich vor lauter Projekten den Fokus verloren habe.

Obwohl ich grundsätzlich eher chaotisch veranlagt bin, freundete ich mich also mit der Idee an, einen Plan zu erstellen. Eine Struktur, an der ich mich festhalten kann und weiss, welche Dinge ich wann erledigen muss, damit sich nicht irgendwann plötzlich alles wieder anhäuft.

Ich habe also reinen Tisch gemacht und bei den Grundlagen angefangen; also alle Dinge notiert, die ich erledigen muss, damit die Grundversorgung gewährleistet ist: meine «richtige“ Arbeit, Haushalt, Einkaufen, Kochen und Essen, Schlafen. Hierfür habe ich mir eine Tabelle erstellt, in der ich diese Dinge in Blöcken eingetragen habe und habe festgestellt — und vor allem gesehen, dass ich pro Tag mindestens drei Stunden Zeit (am Wochenende natürlich mehr) über habe, die ich komplett dem Schreiben widmen kann. Und das ist doch ordentlich.

Abgesehen davon, dass ich mich wie ein Erstklässler fühlte, der seinen neuen Stundenplan erhalten hat, half mir die Erkenntnis aber noch nicht aus der Kammer raus. Allenfalls verringerte sie nur ein wenig den Druck, denn ich wollte noch immer an zu vielen Dingen auf einmal arbeiten.

Der Schreibplan — oder: Prioritäten setzen

Ich wusste also, wie viel Zeit mir zur Verfügung stand, aber ich konnte unmöglich alle meine Projekte in diese Zeit reinquetschen. Also musste ich auch dort Prioritäten setzen.

Ich listete alle Schreibprojekte auf, die auf meinem Schreibtisch herumlagen und im Hirn herumspukten. Da ich bis Ende Jahr an verschiedenen Kurzgeschichten-Wettbewerben und -Ausschreibungen mitmachen will, hatten diese die höchste Priorität. Wobei ich aber auch bei diesen aussortieren musste: Welche will ich wirklich schreiben, welche mich im Schreiben voran, bei welchen kann ich am meisten lernen?

Genauso wichtig wie diese Kurzgeschichten ist mir auch die monatliche Flash Fiction. Meine Spielwiese, auf der ich mich austoben kann und das gute Gefühl erhalte, etwas abgeschlossen zu haben, das wirklich Spass gemacht hat.

Ich habe mir einen Monatsplan erstellt, in dem ich die Abgabetermine für die Kurzgeschichten und Flash Fiction notiert habe. Dann habe ich mir überlegt, wie viele Tage à drei Stunden ich für die jeweiligen Geschichten ungefähr brauche; sowohl für den Plot und den Entwurf, als auch für die Überarbeitung(en).

Diese Informationen habe ich schliesslich in den Monatsplan eingetragen. Nun weiss ich, wann ich welches Projekt beginnen muss, damit ich die Deadline einhalten kann. Und ich weiss auch, an welchen Tagen ich an den «weniger wichtigen“ Projekten arbeiten kann, die keine Deadline haben — am Roman zum Beispiel.

Tritte in den Hintern — oder: Wie ich Deadlines einhalten will

Doch ich kenne mich: Solange es nicht brennt, renne ich nicht.

Ich brauche also den berühmten Tritt in den Hintern, am besten zusammen mit dem Messer am Hals, damit ich mich wirklich an die Deadlines halte. Durch Zufall erreichte mich an diesem Tag der Ruf von Carmen Capiti, dass sie Motivation brauche, um bei ihren Schreibprojekten voranzukommen.

Gemeinsam beschlossen wir, gegen unsere inneren Schweinehunde anzukämpfen. Lucie Müller schloss sich uns an und wir entwarfen einen Schlachtplan:

Wir setzten uns wöchentliche Ziele und eine wöchentliche Deadline. Wird diese nicht eingehalten, droht eine Strafe, die vom Shame-Post in den Social Media bis hin zur Geld-Busse inklusive Spende an unbeliebte öffentliche Personen reicht.

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Wer kennt sie nicht, die Deadline …

 

Die Ziele und Deadlines sind knackig — aber am Ende winken uns Manuskripte, fertiggestellte Kurzgeschichten und eine (Wellness-)Belohnung.

Wir sind gespannt — und motiviert. 🙂