Mastering Chaos: Wie ich meine Romanprojekte organisiere

Niemand macht mir so schnell den Titel «Chaosqueen» streitig, wenn es ums Anhäufen von Projektinformationen geht.

Ich mache Romannotizen hauptsächlich von Hand, weil ich so kreativer, flexibler und näher am Projekt bin, als wenn ich alles digital notiere.

So sammelt sich immer allerhand an: Ein paar Notizen hier, ein paar Brainstormings dort, ein Stapel loser, vollgekritzelter Blätter auf dem Schreibtisch und auf dem Desktop wie von Zauberhand doch auch noch einen Ordner voll mit virtuellen Ideen, Charakterbögen und Szenenplänen (was, Backup? Wer braucht denn sowas. /ironie off).

Meine Notizen und Ideen sind überall und doch nirgendwo.

Und bei jedem neuen Projekt habe ich mir vorgenommen, es besser zu machen.

Als Autor braucht man das: ein Notizbuch

Das habe ich überall gelesen. Jeder, der etwas mit dem Schreiben am Hut hat, plädiert früher oder später für so ein Teufelsding: ein Notizbuch.

Und ich glaubte, sowas bräuchte ich auch. Ich dachte, ein leeres Notizbuch motiviere mich, das brandneue Projekt auch strukturiert anzugehen.

Ich aber habe herausgefunden:

Struktur von Anfang an ist beim Plotten so wahrscheinlich, wie ein Manuskript im ersten Anlauf bei einem Verlag unterzubringen.

Darum funktioniert das Notizbuch für mich aus folgenden Gründen nicht:

  • Bereits Bestehendes kann ich nicht einfach verwerfen, ohne Seiten rauszureissen (und die wichtigen Informationen auf der Rückseite fliegen dummerweise gleich mit raus) oder zusammenhangslos Informationen anzufügen
  • Weil ich ohne Inhaltsverzeichnis keine Ahnung habe, auf welchen Seiten ich welche Informationen vergraben habe
  • Weil ich die Notizen nicht alle vor mir ausbreiten kann
  • Weil mich das Notizbuch wegen der fixen Seiten einschränkt

Als Autor braucht man das: digitale Ideensammeltools

Also dachte ich, organisiere ich meine Projekte halt in Gottes Namen digital. Das funktionierte aber auch nicht: All die Ideensammeltools (Evernote, Swipe, all die Clouds und anderen Organisationsapps) hemmten mich ebenfalls in der Kreativität.

Ich hatte keinen Überblick über den Inhalt der einzelnen Dateien und ausserdem konnte ich die Notizen nicht einfach schnell mit selbst erstellten Skizzen von Personen, Gegenständen oder Plänen ergänzen.

Und weil ich die digitalen Notizen nicht physisch fassen und vor mir ausbreiten konnte, neigte ich dazu, zu vergessen, was ich bereits zusammengetragen hatte.

Das brauche ich: einen Projektnotizordner

Nachdem ich frustriert immer wieder meine Notizen zusammengesammelt und versucht habe, Struktur in alle Informationen zu bringen, habe ich mich nun für eine andere Möglichkeit entschieden:

Meine Projektinformationen sammle ich nun in einem A5 Ordner.

Dies sind die Killerargumente, die mich dazu gebracht haben, dieses Format zu wählen:

  • Ich kann die Seiten rausnehmen, ergänzen und umsortieren
  • Ich kann mit Registern den Inhalt flexibel strukturieren
  • Ich habe keine fixe Seitenzahl, die mich einschränkt
  • Ich kann Zeigetaschen, Bilder und andere Medien einfach an beliebiger Stelle einfügen

Die ersten Seiten des Ordners belegt der Zeitplan des Projekts. Ich bestimme, in welcher Zeitspanne ich den Roman geschrieben haben will (meistens bis zum ersten Entwurf): Ich setze mir eine Deadline.

In einer Exceldatei habe ich pro A5 Seite eine Monatsansicht gebastelt; die Tage gross genug, sodass ich Notizen darin anbringen kann.

  • Darin markiere ich mir alle Tage, an denen ich nicht am Projekt arbeiten kann (dabei denke ich «vielleicht könnte ich, aber ich rechne damit, dass es nicht geht»): Zum Beispiel Tage, an denen ich nicht zuhause bin, oder Tage mit Besuch, an denen ich sehr wahrscheinlich ja nicht zum Schreiben komme.
  • Dann lege ich die Tage fest, die ich ausschliesslich dem Projekt widme, beispielsweise Feiertage, Wochenenden und Schreibnächte (diese Daten kommuniziere ich dann auch in der Familie, sodass klar ist, dass an diesen Tagen nicht mit mir zu rechnen ist).
  • Zudem markiere ich alle ausserordentlichen Ereignisse, wie zum Beispiel Geburtstage oder Familienangelegenheiten, die Projektzeit in Anspruch nehmen.
  • Tage, die vorbei sind, streiche ich ab. Manchmal notiere ich auch, wie gut die Arbeit am Roman vonstattengegangen ist, welche Stimmung ich hatte oder woran ich gerade gearbeitet habe; so habe ich gleichzeitig auch einen Überblick über das «allgemeine Wohlbefinden».

So sehe ich, wie viele Tage ich schon am Roman gearbeitet habe, und wie viele Tage mir noch übrig bleiben (und wie viele schlaflose Nächte ich noch einplanen muss, um meine Meilensteine zu erreichen).

Structure, Baby!

Den Inhalt des Ordners unterteile ich mittels Registern. Ich mache die Aufteilung gerne nach Charakteren, Setting / Orte, Events, und allgemeine Ideen.

Ganz vorne, also gleich nach dem Projektplan, bringe ich die allgemeinen Projektinformationen unter:

  • Thema
  • Prämisse
  • Pitch
  • Klappentext
  • Exposé
  • Szenenplan

Unter Charaktere lege ich alles ab, was ansatzweise mit meinen Figuren zu tun hat. Das können Ausdrucke von Gewandungen sein, Porträts (Skizzen, Fotos), Steckbriefe, Zeichnungen von Schmuck oder Tätowierungen, Stammbäume oder allgemeine Verbindungen zwischen den Figuren.

Setting / Orte beinhaltet einerseits alle notwendigen Hinweise zum Weltenbau. Meistens dienen die lediglich als Gedankenstütze, beziehungsweise als Hintergrundinformation. Also beispielsweise Informationen über das Land, die Politik, den Glauben und weitere Punkte, die für den Plot eine Rolle spielen.

Da der Seelensammler in einer Stadt spielt, habe ich für dieses Projekt zusätzlich verschiedene Stadtpläne (online) gesammelt und ausgedruckt. Alle weiteren relevanten Schauplätze habe ich auf einem separaten Blatt angelegt und mit verschiedenen Informationen und notwendigen Skizzen dazu ergänzt.

Auch die Events organisiere ich gleich, wie die Informationen zum Setting. Zudem notiere ich mir, wann diese Events stattfinden werden.

Die Reihenfolge notiere ich mir auf Post-its, welche ich auf den jeweiligen Zettel klebe. So kann ich die Reihenfolge der Events auch nachträglich nach Belieben anpassen. Aus diesem Teil kristallisiert sich dann meistens der Szenenplan heraus.

Unter allgemeine Ideen lege ich die Informationen ab, die ich im Roman drin haben will, aber noch nicht richtig ausgearbeitet habe. Das sind beispielsweise Dialoge, bestimmte Szenen oder Ereignisse.

Auch hier arbeite ich mit Post-its und notiere den Plotpunkt oder den Akt, in dem diese Szene vorkommen soll. Dann ordne ich sie chronologisch. Diese Informationen fliessen auch in die Karteikarten mit ein, mit denen ich den Plot zurechtlege.

Bei einigen Notizbüchern gibt es diese tolle Klappe hinten, in der man allerhand lose Dinge verstauen kann. Da ich gerne mit Karteikarten plotte, wollte ich sowas bei meinem Projektordner auch haben.

Ganz am Ende des Ordners habe ich – direkt nach den leeren Seiten für neue Notizen – noch ein Mäppchen angebracht, in dem ich die Plot-Karteikarten unterbringe (ergänzt mit Klammern oben, damit nichts raus fällt).

Trotz aller Organisation kann ich nicht verhindern, dass sich ab und zu noch Informationsleichen ansammeln. Das sind zum Beispiel alte Brainstormblätter, Blätter mit Ideenlisten, Charakter- und Szenenbeschreibungen, Zitate, Dialoge und noch viel mehr.

Manche dieser Informationen sind vielleicht schon veraltet und nicht mehr relevant für das Projekt, aber ich werfe sie trotzdem nicht weg (ja, ich bin ein Ideenmessie). Deshalb sammle ich alle losen und alten Informationen in einer Ablage.

Ich habe mir dazu eine Zeitungsablage aus der Ikea geholt und meinem Seelensammler ein Abteil davon gewidmet. Diese Ablage behalte ich so lange, bis das Projekt abgeschlossen ist.

Fazit

Mit dem A5 Ordner bin ich nun voll und ganz zufrieden. Die Ablage ist flexibel genug, sodass ich alte Informationen rauswerfen, umsortieren und mit neuen ergänzen kann. Wenn ich am Entwurf schreibe, kann ich alle benötigten Notizen herausnehmen und neben mir auslegen.

Ich kann verschiedene Medien unterbringen, wie Skizzen, Bilder, Texte, oder aber auch Materialien, zum Beispiel Blumen, Blätter, Gräser oder Stoffe. Ausserdem habe ich mit der kleinen Mappe am Ende auch immer meine Plotkarten mit dabei.

Die Grösse des Ordners finde ich praktisch, weil ich die Informationen komprimieren muss, und der Ordner in jede Handtasche passt. Somit habe ich mein Projekt stets überall dabei.

Wie organisierst du deine Projektnotizen?
Arbeitest du lieber digital oder mit Stift und Papier?
Welchen Geheimtipp hast du, um Übersicht zu behalten?

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    […] Den analogen Ordner mit den Infos habe ich mittlerweile aufgegeben: Zu viele Informationen habe ich mittlerweile auch digital, die ich dann alle hätte ausdrucken oder niederschreiben müssen. Daher habe ich mich schliesslich fürs Wiki entschieden.  […]

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